alle
in der familie
positiv nein

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Lyrik

Collagengedichte

Pingpong

mit Simone Weinmann - Drei Beispiele

1 Demask
Maskentragen verändert die Wahrnehmung/
von Gesichtern/ ich ergänze diese und
staune darüber/ Enthülltes und Imaginiertes ist
oft nicht deckungsgleich/ GAP
Wir werden uns zukünftig anders erinnern/
an andere

Von Simone Wahli


2 das zelt
die ungeduld dringt aus dem boden
in die wartesaalstühle
in die vor langeweile gekrümmten körper
und dann und wann ein klingeln
wie von einer spielzeugkasse
und jemand springt auf und 
geht mir riesenschritten zu admin 7
alle in der familie positiv nein
ich fühle mich gesund
blaue faserpelze weisse hosen
badelatschen und unterhosen im gesicht
ein festzelt mit belüftungsrohren piktogrammen
desinfektionsmittel neben drucker
der aufruf der reihung und jemand
niest ein handy pingt haben sie
symptome wann hatten sie kontakt
haben sie symptome 
bitte nochmals hände desinfizieren
eine bodenplatte knallt unter hastigen
schritten einer ertastet unter
der maske sein kinn es ist noch dran
und mit vibrierenden hinteren nasenhöhlen 
in den kalten vorabend die
wolken sehen aus wie rosa knie

Von Simone Weinmann

3 Unterhosen im Gesicht
Der Wind bläst
Durch Häuserschluchten
Matratzen/Rückspiegel/Fahrradhelme flattern
An uns vorbei
DIE ZEIT LÄUFT RÜCKWÄRTS

Nacht
An den Rändern gibt es Leben
Mit Augen
Ihr Laserstrahl brennt uns
Löcher in den Rücken
DIE RÄNDER

Sie schwappen
Über in die Stadt
Greifen nach Feuerleitern
Puhlen Löcher in den Asphalt

Wir schlafen dort
Wo Füchse uns bewachen
Es ist Nacht

Von Simone Wahli

Umschichtenein Projekt mit Sarah Lorenzi und Mark Schärer

Berberin (1)

Sie streicht mir das Haar
Aus dem Gesicht
Manchmal küsst sie mich
Ein Hauch
Sie wacht über mir

Und im Garten ist sie
Die Brombeerranke
Die nach meiner Mitte greift
festhakt

Im Wald ist sie
Teil des Ringeltaubenpaars
Auf freiem Feld einer der Raben
Sie ist keine Nachtigall
Das wollte sie nie sein
Wilder und dunkler ist sie

Sie ist kein Reh
Und ihre Anmut ist
Der Stolz einer Königin
Am Ende gebrochen

Eine Berberin
Die Wüste flimmert
Der Sand verengt
Augen zu Schlitzen
Das Herz ist stolz 

Und gross

1) Rose Ausländer: Meine Nachtigall.

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Nicht benannt
(2)

er trägt ein Gefäss und in diesem findet Platz, was zu ihr gehört und

zu ihr gehört der Baum, auf dessen Ast sie gesessen haben und
zu ihr gehört der Pulli, der noch immer ganz hinten in seinem Schrank liegt und
zu ihr gehört das Fahrrad, die Klingel ist kaputt und
zu ihr gehört das blaue Haar, von dem er einmal eine Strähne abgeschnitten hat und
zu ihr gehört der Frühlingstag, bei dem Licht denkt er an ihre Silhouette in der Tür und
zu ihr gehört der angebissene Apfel, den sie auf dem Tisch vergessen hat und
zu ihr gehört die Narbe, wie eine weisse Schlange zieht sie sich ihren Unterarm entlang und
ihr gehört alles, was sie berührt und gesehen hat
ihr gehört auch er und

jetzt steht er da und das Gefäss ist bis zum Bersten gefüllt
es ist schwer, es ist gross
so gross, dass es ihm den Blick auf die Welt verstellt
er kann es nicht absetzen, er kann es niemand anderem geben denn

da steht ihr Name drauf
da hat er sich eingeschrieben

er kann es zerbrechen, damit es in Stücke geht
damit Ast und Fahrrad, Pulli und Haar
Frühlingstag und Apfel
die Narbe
Seiten eines Buches
in den Wind getragen werden

2) King Pepe: Love is strong – Liebi isch sträng.

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Wasn’t afraid (3)

Ich springe, hüpfe
Über buckligen Asphalt
Ich singe 

Am Zebrastreifen steht
Ein Schülerlotse
Ich balanciere mit ausgestreckten
Armen
Die Mauer ist meterhoch 

Eine Junge ein Mädchen
Ich stelle mich
Neben sie
Sie wollen mich
Nicht sehen 

Weisen mich
Zurück
Kenne ich
Nicht 

Ich ertaste das
Gefühl

 (3) Fiona Apple: Shameika